Entscheidung zur Wasserstadt-Limmer im Bauausschuss:
Mit alternativen Fakten setzt sich die Verwaltung durch.
Wofür steht die Bürgerinitiative Wasserstadt?
- Für eine Bebauung der Wasserstadt mit bezahlbaren Wohnungen und guter Nachbarschaft.
- Für ein urbanes, vielfältiges und angemessen verdichtetes Quartier
- Für ausreichende, gut gestaltete öffentliche Infrastruktur von Verkehr und Freiflächen
- Für den Erhalt der Altgebäude mit einem realistischen Konzept.
Dabei haben wir uns weder von Hinhaltetaktik und Zahlen-Tricksereien der Verwaltung noch von dem massiven Druck der Investoren nach permanenter Nachverdichtung entmutigen lassen.
Wir haben in langen und konstruktiven Diskussionen im Stadtteil erreicht, dass der Stadtbezirksrat Linden-Limmer einen Änderungsantrag zur Verwaltungsvorlage erarbeitet und einstimmig (!) verabschiedet hat, der aus unserer Sicht einen tragbaren Kompromiss darstellt. Schon dieser Kompromiss hätte für die gesamte Wasserstadt bereits zu mehr als den vom städtischen Verwaltungsausschuss im Jahre 2015 beschlossenen von 1600 – 1800 Wohnungen geführt.
Stattdessen legte die Verwaltung auf Druck der Investoren ein noch stärker verdichtetes Konzept mit Bauflächen für bis zu 2.600 Wohnungen in der gesamten Wasserstadt vor.
Damit droht eine Bebauungsdichte, die jene des aktuellen Bauprojektes „Kesselstraße“ in Limmer noch deutlich (!) übersteigt.
Eine solche Bebauungsdichte ist weit weg von dem, was in Neubaugebieten wie am Kronsberg oder im ersten Bauabschnitt der Wasserstadt üblich ist. Das sichert den Anstieg der Bodenpreise – jedoch zeigen die Höhe der Mieten und der Leerstand im 1. Bauabschnitt, wie sehr dies am Bedarf nach bezahlbarem Wohnraum vorbeigeht.
Und das ohne belastbare Lösung für den entstehenden zusätzlichen Verkehr in Limmer. Fraglich ist zudem auch eine ausreichende Versorgung mit Freiraum, Einrichtungen für Kultur, Bildung und Soziales.
Sämtliche Vorschläge des Bezirksrats Linden-Limmer wurden im Bauausschuss am 06.12.2023 von SPD, CDU und FDP beiseite gewischt. So auch sämtliche Vorschläge für eine gute soziale Mischung und genossenschaftlichen Wohnungsbau. Nur die Grünen engagierten sich mit einem eigenen Antrag für Ideen aus dem Stadtteil.
Alternative Fakten im Bauausschuss
Es begann mit der Falschbehauptung des Vertreters der Stadtplanung, der 2. Bauabschnitt der Wasserstadt weise eine mit dem Baugebiet Limmer-Kesselstraße vergleichbare Dichte auf. Um Baugebiete zu vergleichen, bietet sich die städtebauliche Kennziffer der Geschossflächenzahl an. Der Block Limmer-Kesselstraße weist eine Geschossflächenzahl (GFZ) von 1,9 auf, der Dreiecksblock W5 im 2. Bauabschnitt der Wasserstadt soll eine Geschossflächenzahl von 3,5 aufweisen, also 84 % mehr. Aktuelle urbane Neubauquartiere in Hannover wie Kronsrode liegen bei einer GFZ von 1,5. Die Wasserstadt im 2. Bauabschnitt soll im Mittelwert eine Geschossflächenzahl von über 2,6 aufweisen. Es gibt kein vergleichbares Neubauquartier in Hannover mit dieser Bebauungsdichte. Wir können kaum glauben, dass die Stadt nicht rechnen kann.
Übrigens ging vor einiger Zeit durch die Presse, dass die Investoren der Kesselstraße auf eigene Veranlassung, bereits während des Baus, die geplante bauliche Dichte wieder reduziert hatten. Irgendwann wird es offensichtlich selbst für Investoren zu dicht.
Große Koalition der Ahnungslosen?
Die Politiker der gerade neu gebildeten „Koalition“ aus FDP, CDU und SPD, namentlich die Herren Engelke und Kelich, haben sich durch die allgemeine Desinformationen der Bauverwaltung hinreißen lassen, das bürgerliche Engagement im Stadtteil zu diskreditieren. Details kann man sich sparen, die Beleidigung der Bürger durch Herrn Engelke (FDP) ist aber doch bemerkenswert: Man säße behaglich und warm im Dorf Limmer und gönne anderen keinen Wohnraum. Oder Lars Kelich, der den engagierten Bürgern vorwarf, eine Bauverhinderungsplanung zu unterstützen.
Um es noch einmal deutlich zu machen, insbesondere für diejenigen, die meinten, man müsse Bezirksratsbeschlüsse nicht lesen: Der favorisierte Plan von Bezirksrat und Bürgerinitiative ist die sogenannte Basisvariante des siegreichen Wettbewerbsentwurfes 2022. Die „Basisvariante“ ist damit bereits 40 % höher verdichtet als Kronsrode, dem einzigen hinsichtlich seiner Dimension vergleichbaren Baugebiet der Stadt.
Die unkritische Verwaltungsgläubigkeit der Herren von FDP, CDU und SPD kann man wohl kaum zu ihrer Entschuldigung heranziehen, wohl aber die jahrelange Manipulation und Desinformation durch die Stadtverwaltung.
Angst frisst Altgebäude
Der Abriss der alten Etagenfabrik am Kanal aufgrund der angeblich nicht beherrschbaren Nitrosamin-belastung ist voreilig. Die Befürchtung ist: Es könnten im Bereich der Außenfassade Nitrosamine, die dort aber gar nicht festgestellt wurden, über die Fensterlüftung in den Innenraum gelangen und dort Menschen schädigen. Fiktive Kontaminationen führen nun also zum Abriss der Altgebäude. Ein faktenbasierter und zielorientierter Austausch zwischen Gesundheitsbehörde und Fachgutachtern fand offenbar niemals statt. Stattdessen existiert ein Schriftwechsel mit Missverständnissen und Widersprüchen. Der Vorschlag des Bezirksrates, mit einer Anhörung dieses Kommunikationsdefizit gemeinsam mit Gesundheitsbehörde, Fachgutachtern, Investoren und Öffentlichkeit zu heilen, wurde von der Verwaltung nicht aufgegriffen.
Nicht einmal weniger sensible Nachnutzungsalternativen zu einer Wohnnutzung wurden geprüft – ein eigentlich einzuhaltender denkmalrechtlicher Standard, bevor ein Abriss genehmigt wird.
Bürgerbeteiligung in Hannover wird zur Farce – ohne Konsequenzen?
Herr Oberbürgermeister stoppen Sie die Desinformationen der Bauverwaltung. Selbst für die Bauausschussmitglieder gab es keine prüffähige Unterlage über das Plangebiet mit belastbaren Flächenberechnungen: Geschossflächen, Wohnflächen, Freiflächen, Spielflächen. Also auch keine Möglichkeit, die Planungsfolgen prüfbar – auch für die interessierte Öffentlichkeit – abzuschätzen.
Herr Onay, verlangen Sie von ihrer Verwaltung, wahrheitsgetreu und faktenbasiert zu informieren. Fordern Sie professionelle Standards von ihren Leuten!
Bürgerinitiative Wasserstadt-Limmer, c/o Uwe Staade,
Große Str. 17, 30453 Hannover